Intelligenter Geschwindigkeitsassistent: Was man über ISA-Systeme wissen muss

30. Oktober 2024 5 minutes Lesezeit
Nils Heininger Freier Redakteur

Verkehrssicherheit oder ein Eingreifen in die Freiheit von Autofahrern? Die Intelligent Speed Assistance, kurz ISA, wird als wichtiges Mittel zur Reduktion von Verkehrstoten gesehen, stößt bei vielen Fahrerinnen und Fahrern aber auch auf Kritik. Hier erfährst du, was es mit dem gesetzlich vorgeschriebenen System auf sich hat und welche Vor- und Nachteile die ISA bietet.

Auf einen Blick

Was ist eine ISA?

Die Intelligent Speed Assistance ist ein Geschwindigkeitsassistenz, der FahrzeugführerInnen bei Überschreitung des Tempolimits warnt oder sogar aktiv eingreift.

Welche Arten von ISA gibt es?

Offene ISA-Systeme warnen FahrerInnen akustisch, visuell oder haptisch bei Geschwindigkeitsüberschreitungen. Halboffene Systeme erhöhen hingegen den Druck, der auf das Gaspedal ausgeübt werden muss. Geschlossene Systeme reduzieren aktiv die Kraftstoffzufuhr, um das Fahrzeug allmählich an die richtige Geschwindigkeit heranzuführen.

Ist der Speed Limiter Pflicht im Auto?

Die EU überlässt Herstellern die Wahl, welche Form von ISA-Systemen sie in ihren Fahrzeugen verbauen möchten. Allerdings ist der intelligente Geschwindigkeitsassistent seit Juli 2022 Pflicht für alle Neuwagen.

Der intelligente Geschwindigkeitsassistent ist ein internes Kontrollsystem

Die Idee für eine ISA ist nicht neu. An einigen Fahrzeugen existieren schon seit Längerem zumindest ähnliche Systeme. Eine ISA ist ein intelligenter Geschwindigkeitsassistent, der während der Fahrt die Geschwindigkeit des Fahrzeugs mit den Vorgaben auf der Strecke abgleicht. Die ISA kann Fahrerinnen und Fahrer warnen, wenn sie das vorgegebene Tempolimit überschreiten oder sie sogar sanft ausbremsen.

ISA-Systeme funktionieren heute durch eine Kombination von GPS-Daten und internen Kameras, welche die Verkehrsschilder auf der Strecke scannen. Damit funktionieren sie ähnlich wie bekannte Systeme, welche Geschwindigkeitsvorgaben auf einem Display anzeigen. Zum Beispiel ist dies auch bei verschiedenen Versionen von Google Maps der Fall.

ISA gibt es in drei unterschiedlichen Systemen

Die ISA gibt es jedoch in unterschiedlichen Formen, die teilweise über eine bloße Anzeige hinaus gehen. Dabei unterscheidet man zwischen drei Typen der ISA.

Offene ISA-Systeme: Das Fahrzeug warnt den Fahrer oder die Fahrerin per Signal. Dies kann durch einen akustischen Laut, haptisches Feedback oder durch visuelle Warnhinweise geschehen. Ein solches „Speed Alert System“ wird heute möglichst so entwickelt, dass es den Fahrer oder die Fahrerin weder ablenkt noch stresst.

Halboffene ISA-Systeme: Das Fahrzeug unterstützt den Fahrer oder die Fahrerin dabei, die Geschwindigkeit zu korrigieren. Durch einen Gegendruck auf dem Gaspedal bekommen Fahrzeugführer direktes Feedback, wenn sie die Geschwindigkeit überschreiten. Die meisten Systeme können, ähnlich wie das kräftigere Gegenlenken beim Spurassistenten, durch mehr Druck auf das Gaspedal ausgesetzt werden.

Geschlossene ISA-Systeme: Das Fahrzeug reduziert aktiv die Einspritzung von Kraftstoff und bringt das Fahrzeug damit langsam an die vorgegebene Geschwindigkeit. Ein aktives Bremsen geschieht jedoch nicht. Einige Systeme erlauben das Abschalten der elektronischen Begrenzung der Höchstgeschwindigkeit durch einen „Kickdown“ am Gaspedal oder ähnliche Maßnahmen.

In der Regel können die ISA-Systeme abgeschaltet werden – allerdings werden sie bei jedem Neustart des Fahrzeugs wieder aktiviert. Einige Systeme lassen sich nur im Stand abschalten, bei anderen helfen spontane Maßnahmen wie ein Knopfdruck.

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Intelligent Speed Assistance ist seit Juli 2022 Pflicht

Eine gesetzliche Vorschrift zum Einbau eines Speed Limiters ist schon lange im Gespräch. Bereits 2014 hat eine norwegische Studie herausgefunden, dass die Intelligent Speed Assistance die Sicherheit und damit auch die Kosten, die im Straßenverkehr beispielsweise durch Unfälle entstehen, deutlich senken könnte. Die Einsparungen rechtfertigen laut der Studie in jedem Fall die Kosten der Einführung eines solchen Systems.

Die EU hat sich jedoch auf eine abgeschwächte Form eines automatischen Geschwindigkeitsbegrenzers bei Neuwagen geeinigt. Seit Juli 2022 haben Autobauer vier Optionen:

  • Akustische Warnung bei Tempoüberschreitung
  • Warnung durch Vibration bei Tempoüberschreitung
  • Gegendruck am Gaspedal
  • Aktive Geschwindigkeitsbegrenzung

Die ISA darf weiterhin abschaltbar sein, muss jedoch bei Neustart des Systems als Standardeinstellung aktiv sein. Da GPS-Überwachung und Updates auch mit laufenden Kosten verbunden sind, gilt die Vorschrift, dass Hersteller sieben Jahre nach Kauf eines Neuwagens das ISA-System und eventuelle Updates kostenfrei zur Verfügung stellen müssen. Im Anschluss obliegt es den Herstellern, Gebühren dafür zu verlangen.

ISA-Systeme haben noch immer eine hohe Fehlerquote

Einige AutofahrerInnen sehen in der ISA-Einführung eine Bevormundung. Andere wiederum heben die Vorteile hervor.

Vor allem die Politik hofft, durch die vorschriftsmäßige Reduktion der Geschwindigkeit, die Zahl der Unfälle und Verkehrstoten zu senken. Etwa 30 Prozent der Verkehrstoten sollen schließlich im Zusammenhang mit Geschwindigkeitsüberschreitungen stehen.

Einige Nutzer des Systems heben außerdem hervor, dass sie mehr Fokus auf den Verkehr legen können, wenn sie sich nicht auf Tempolimits konzentrieren müssen und jederzeit über die bestehenden Vorgaben informiert werden. Allerdings kann hier auch eine Gefahr liegen: Wer sich einmal an die ISA gewöhnt, könnte mit älteren Fahrzeugen eher unbeabsichtigt die Geschwindigkeit überschreiten. Außerdem sehen manche Menschen die Gefahr darin, dass FahrerInnen nur noch nach ISA fahren und sich nicht mehr an den Gegebenheiten wie Untergrund oder Wetter orientieren.

Ein großes Manko ist derzeit jedoch vor allem die Fehlerquote der Analyse: Hierzu gibt es einige Studien, die meisten nennen die Fehlerquote jedoch bei etwa 10 Prozent. Beispielsweise ordnen ISA-Systeme gelegentlich die Verkehrsschilder einer Autobahnraststätte den Vorgaben auf der Autobahn selbst zu. So könnte man im fließenden Verkehr von 130 km/h auf 40 km/h gedrosselt werden. Vor allem die Erkennung von Zusatzschildern liefe ebenfalls nicht einwandfrei.

Die Branchen-Zeitschrift „Auto, Motor, Sport“ kommt (sicher auch interessensbedingt) sogar zu einem vernichtenden Urteil über den Fortschritt der ISA-Technik und attestiert allen Systemen große Probleme, die sie sogar zu einem potenziellen Sicherheitsrisiko machen würden.

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Die ISA wird Alltag in europäischen PKWs werden

Trotz der Ungenauigkeiten ist die ISA mittlerweile Vorschrift in allen Neuwagen, lässt sich jedoch in der Regel abschalten. Zwar werden Fahrerinnen und Fahrer, die gerne mal auf die Tube drücken, von der Lösung nicht sehr begeistert sein, doch für viele andere bedeutet es eine Entlastung.

Problematisch könnte es werden, wenn beide Arten von FahrerInnen zusammenkommen: Die ISA greift schließlich schon ein, wenn das Tempolimit um nur einen km/h überschritten wird. Im fließenden Verkehr ist die geringfügige Überschreitung eigentlich die Regel. Fahrzeuge mit ISA werden damit sicher vorerst einige Kolonnen anführen und die Fahrerinnen und Fahrer älterer Modelle auf die Probe stellen.

Einen großen Vorteil gibt es jedoch: Die Wahrscheinlichkeit, geblitzt zu werden, geht bei aktiver ISA gen Null.

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