Fahrgestellnummer und Fahrzeugidentifikationsnummer erklärt

02. Januar 2024 6 minutes Lesezeit
Nils Heininger Freier Redakteur

Weltweit bekommt jeder neue PKW eine Fahrzeugidentifikationsnummer (FIN) zugeteilt. Was die FIN bedeutet, wo du sie im Fahrzeugschein und am Fahrzeug findest und welche Informationen sie enthält, erfährst du hier.

Auf einen Blick

Wo finde ich die Fahrzeugidentifikationsnummer?

Die FIN steht in der Zulassungsbescheinigung Teil 1 und Teil 2 jeweils im Feld „E“. Am Fahrzeug ist die FIN abhängig vom Modell an unterschiedlichen Orten im Rahmen zu finden, oft in der Fahrertür, im Motorraum oder auf der B-Säule zwischen Fahrer- und hinterer Tür.

Wie kann man die Fahrzeugidentifikationsnummer entschlüsseln?

Die FIN ist nach einem einheitlichen Standard aufgebaut. Die 17 Stellen geben Auskunft über den Hersteller, die Modellreihe, den Herstellungsort, das Modelljahr und das individuelle Fahrzeug.

Wer prüft die Fahrzeugidentifikationsnummer?

Die FIN wird bei der Hauptuntersuchung oder bei der UVV Fahrzeugprüfung überprüft, um das Fahrzeug der Zulassungsbescheinigung zuzuordnen. Außerdem sollte sie bei jedem Fahrzeugkauf überprüft werden, um sicherzugehen, dass die Angaben auf den Papieren und dem Fahrzeug übereinstimmen.

Die Fahrzeugidentifkationsnummer ersetzt die Fahrgestellnummer

Bis 1981 gab es an allen PKWs die Fahrgestellnummer, dennoch ist sie immer noch in aller Munde: Wer heute von der Fahrgestellnummer redet, meint damit meist die Fahrzeugidentifikationsnummer – nur geht dieser Begriff eben nicht ganz so leicht über die Lippen. Doch es geht auch kürzer: „FIN“ ist die offizielle Abkürzung, im Englischen auch „VIN“ für Vehicle Identification Number.

Vom Prinzip her erfüllt die FIN dieselbe Funktion wie die Fahrgestellnummer: Über die FIN lässt sich jeder PKW genau identifizieren – und das weltweit. Die FIN hilft dabei, die Modellvariante eines Fahrzeugs herauszufinden und die passenden Ersatzteile zu beschaffen. Für die Polizei und die Zulassungsbehörden bietet sie noch einen entscheidenden Vorteil: Über die Fahrgestellnummer lässt sich prüfen, ob ein Fahrzeug rechtmäßig erworben oder gestohlen wurde.

Wo steht die Fahrgestellnummer?

Jedes Fahrzeug hat seine eigene Fahrzeugidentifikationsnummer. Diese ist sowohl am Fahrzeug selbst, als auch in der Zulassungsbescheinigung Teil 1 (umgangssprachlich: „Fahrzeugschein“) und der Zulassungsbescheinigung Teil 2 (umgangssprachlich: „Fahrzeugbrief“). In beiden Dokumenten findet sich die Fahrgestellnummer im Feld „E“.

Am Fahrzeug ist die FIN heute eingeprägt. Früher befand sich die Nummer ausschließlich auf dem Fahrgestell, wodurch sie ihren Namen erhielt. Heute ist die Karosserie von Fahrzeugen jedoch zumeist selbsttragend, weshalb die Trennung von Fahrgestell und Karosserie nicht mehr sinnvoll ist. Entsprechend ist die FIN heute an unterschiedlichen Bauteilen eingeprägt. Häufig findet man sie im Motorraum, an der B-Säule, in der Fahrertür oder im Kofferraum.

Übrigens: Auch Motorräder haben ihre eigene FIN. Hier ist die Nummer immer am Lenkkopf in den Rahmen eingeprägt.

Die Fahrzeugidentifikationsnummer entschlüsseln

Bei allen modernen Fahrzeugen besteht die FIN aus 17 Stellen. Was zunächst nach einer beliebigen Zusammenstellung von Ziffern und Buchstaben aussieht, gibt Fachleuten genaue Auskunft über das Fahrzeug. Die FIN setzt sich aus mehreren Teilen zusammen und lässt sich entsprechend genau entschlüsseln.

Ziffern 1-3: Der World Manufacturer Identifier

Die ersten drei Stellen der FIN gibt Aufschluss über den Hersteller. Im World Manufacturer Identifier (WMI) bekommt jeder Hersteller seinen eigenen Code. Darüber lässt sich sogar der Kontinent des Sitzes des Herstellers ermitteln.

  • A-H: Afrika
  • J-R: Asien
  • S-Z: Europa
  • 1-5: Nordamerika
  • 6-7: Australien
  • 8-0: Südamerika

Deutsche Hersteller haben den Anfangsbuchstaben „W“. Dementsprechend steht die Buchstabenfolge WVW für Volkswagen, WDD, für Mercedes (Daimler), WAU für Audi oder WBA für BMW.

Ziffern 4-9: Spezifische Modellbezeichnung

Über die Ziffern 4-9 lassen sich die genauen Modellvarianten herausfinden. Hier finden Modell, Baureihe, Motorisierung und Fahrzeugtyp Platz. Einige Hersteller nutzen die Ziffern voll aus, andere benötigen nur zwei der sechs Stellen und füllen die anderen mit Platzhaltern wie „0000“ oder „ZZZ“ aus. Wie die genaue Zuordnung stattfindet, ist den Herstellern überlassen. Nicht erlaubt sind die Buchstaben I, O und Q, da diese leicht mit Ziffern verwechselt werden können.

Ziffer 10: Modelljahrescode

Mit der zehnten Ziffer geben die Hersteller das Modelljahr an. Das Modelljahr beschreibt das Jahr, indem das erste Fahrzeug derselben Serie gebaut wurde und ist nicht mit dem Baujahr des individuellen Fahrzeugs zu verwechseln.

Es werden die Ziffern 0-9 verwendet, sowie die Buchstaben von A-Z mit Ausnahme von I, O, Q und U. Daraus ergeben sich 30 mögliche Varianten des Modelljahres. Die Codierung „5“ kann dementsprechend 1975, 2005 oder2035 bedeuten; die Codierung mit „F“ 1985, 2015 oder 2045.

Ziffer 11: Herstellungsort

Bei Fahrzeugen, die in unterschiedlichen Werken gebaut werden, beschreibt die Ziffer 11 der FIN, den Herstellungsort. Über die Zuordnung der Ziffern zu den einzelnen Herstellerwerken entscheidet der Hersteller.

Ziffer 12-17: Die Produktionsnummer

Erst die letzten Ziffern der FIN sind für jedes Fahrzeug einzigartig. Die laufende Nummer wird für jedes Fahrzeug jeder Modellreihe individuell vergeben. Durch die Produktionsnummer können Fahrzeuge genau bestimmt werden. Im Falle eines Diebstahls erlaubt dies die genaue Erkennung und gezielte Suche nach einzelnen Fahrzeugen.

Alternativen zur Fahrzeugidentifkationsnummer

Im Gegensatz zur Fahrzeugidentifikationsnummer folgte die Fahrgestellnummer bis 1981 keinem einheitlichen Standard. Dennoch lässt sich darüber ein Fahrzeug identifizieren. Neben dem europäischen Standard der FIN gibt es auch den US-amerikanischen Standard der VIN. Hier weicht die Aufschlüsselung der 17 Stellen etwas ab – allerdings lassen sich Fahrzeuge ebenso genau identifizieren.

Bei der Ersatzteilbeschaffung ist ebenfalls nicht immer die FIN nötig. Auch über die wesentlich kürzere Hersteller- und Typschlüsselnummer (HSN/TSN) lassen sich Fahrzeuge schnell identifizieren. Sie finden sich in der Zulassungsbescheinigung Teil 1 im Feld 2.1 oder in der Zulassungsbescheinigung Teil 2 im Feld 2.

Was passiert, wenn FIN nicht lesbar ist?

Laut Artikel 59 der Straßenverkehrszulassungsverordnung muss jedes Fahrzeug im öffentlichen Straßenverkehr eine Fahrzeugidentifikationsnummer tragen. Ist diese nicht vorhanden oder nicht erkennbar, muss sie nachgeprägt werden. Sollte das Teil, an welchem die FIN eingeprägt war, beschädigt worden sein und ausgetauscht werden, ist ebenfalls eine Nachprägung nötig.

Bei der Hauptuntersuchung oder der jährlichen UVV Prüfung wird die FIN ebenfalls überprüft. Dies geschieht schon allein, um festzustellen, ob das untersuchte Fahrzeug auch das Fahrzeug des entsprechenden Fahrzeugscheins ist. Sollte die FIN nicht ausreichend erkennbar sein, wird die Werkstatt oder Prüfgesellschaft dies feststellen.

Im Falle einer Nachprägung muss diese von der Zulassungsstelle oder einer Prüfgesellschaft bestätigt werden. Die Zulassungsstelle stellt zudem nach der Prüfung eine Unbedenklichkeitsbescheinigung aus, damit im Falle von Kontrollen oder Verkäufen des Fahrzeugs keine Unstimmigkeiten auftreten.

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